Mittwoch, 23. April 2014

Mücheln - Ein Hamburger, eine Templerkapelle und gute Energie

Landschaft zwischen Rothenburg und Wettin
Sackgassen und Gegenwind. 
Kuhweiden, die bis an den Radweg gesteckt sind. 
Kein Grünstreifen zum darauf reiten. 
Verfallene Burgruinen und Gutshöfe. 
Leerstehende Häuser. 
Menschen, denen ich ihre Chancenlosigkeit ansehen kann, 
obwohl sie mich anlächeln. 
Ich fühle mich privilegiert; bin erneut dankbar dafür, 
dass ich aufgewachsen bin, wie ich es bin. 
Es ist schön hier an der Saale im Niemandsland. Wunderschön. 
Und doch hängt etwas von Vergessenheit und verlassen sein über den Dörfern.
Die Jugend studiert außerhalb, die Alten bleiben. 
Die Mittelschicht arbeitet in den Städten. Das kulturelle Unbewusstsein für die Schätze, die vor ihren Augen verfallen, bricht mir das Herz. Am liebsten möchte ich jede dieser Burgruinen kaufen und restaurieren. 
Wenn es doch nur mehr Feen und Dschinis gäbe…
…und plötzlich sehe ich sie:

Templerkapelle in Mücheln
Die Kapelle. 
Rechts über einer Mauer erstrahlt sie in restauriertem Glanz. 
Der dunkle, wolkenverhangene Himmel bildet eine spektakulären Hintergrund. 
Der frisch sanierte Hof versprüht eine gute Energie. Ich laufe an ihr vorbei. 
Es kribbelt. Kurz darauf sehe ich ein Plakat: Kaffee und Kunst am Wegesrand. 

Erinnerungen an das Wendland werden wach, als ich das kleine Häuschen, mit dem schönen Garten sehe. 
Bunte Kissen, Tische und Stühle bedecken den Boden.
Kinder spielen im Sandkasten. 
Ein emsiges Bündel an Menschen wuselt über die Grünfläche. 
Ich bleibe stehen und genieße die Energie. 
Picknick am Wegesrand // Undine und Veit
Kurz darauf lerne ich Undine Hannemann kennen. 
Sie und ihr Mann Veit wohnen in dem Häuschen. 
Sie ist Künstlerin. Er Architekt. 
Während seines Studiums kaufte er die alte Ruine der Dorfkirche und baute sie wieder auf. 
Es standen nur die Grundmauern. 
Jetzt dient das Erdgeschoss als Café und Galerie mit drei Ausstellungen pro Jahr. 
(www.picknick-am-wegesrand.de)

Ich kaufe ein Stück Missisippi-Mud-Pie und frage Undine, nach einem Schlafplatz für Sir Felix. 
Sie bietet mir an, ihn in ihrem 11000 (?) Hektar  großen Grundstück anzupflocken. 
Oder Herrn Lipp von gegenüber zu fragen, 
der hätte zwei Norweger, sei aber grade losgeritten. 
Ich warte und esse. 

Kurz nachdem ich fertig bin wiehert Felix in meine Ohren. 
Am oberen Wegesrand steht eine Norwegerstute mit Feder im Haar. Darauf sitzt Achim Lipp. 
Auf meine Frage nach einem Schlafplatz antwortet er: 
,,Jo. Joa. Dat können wir machen. Platz ist genug nä." - EIN HAMBURGER!!!! 
Ich grinse über alle Herzklappen. 
Achim hat vor 14 Jahren den Verein "Freunde Templerkappele Gut Mücheln" gegründet und kümmert sich um den Wiederaufbau der Templerkapelle, die ich kurz zuvor bewundert habe. 
(http://de.wikipedia.org/wiki/Templerkapelle_(Mücheln))
Achim (aus Hamburch), die Templerkappelle und Sir Felix
Felix bekommt separates Land und Stall. 
Ich die Heukammer und sämtliche Schlüssel für das Anwesen. 
Neben der frühgotischen Kapelle aus dem 13. Jahrhundert gibt es nämlich noch eine Galerie. 
In dieser werden Fundstücke aus der Kapelle, Kunstwerke von Achim und Fahrrad-Kuriositäten von Kurt Beck aus Hamburg ausgestellt. 
Templerkapelle in Mücheln
Galerie ,,Freunde Templerhof Mücheln e.V."
Ich gehe zurück zu Undine und Veit, die mich mit reichlich Kuchen beschenken. 
Alles muss raus. Leider habe ich nur einen Magen. Manchmal beneide ich Kühe. 

Am Tag darauf lege ich einen Pausetag ein. 
Herr Schwarz und sein Hund Anka versuchen Felix Sitz und Platz beizubringen, 
damit ich einfacher aufsteigen kann - leider erfolglos.

Felix braucht Salz und leckt meine Gemüsebrühe aus...ich besorge ihm einen Salzleckstein.


Ich singe mit meiner Ukulele in der Kapelle. Heilsam. 
Meine Stimme, die ich so oft versteckt halte, entfliegt meiner Brust in Richtung der Weinornamente im Deckenschiff. Ewiges Leben, Blut Christi. Ich hoffe er fühlt sich nicht auf den Dornenkranz getreten, dass ich neben Halleluja auch Sanskrit und Om singe. 

Abends besucht uns Steffi und näht mir vier meiner alten Dreads an
 - ganz ohne geht´s irgendwie doch nicht. 
Felix versucht uns unterdessen unauffällig darauf hinzuweisen, dass sein Po juckt. 
Er dreht sich in Position und rennt uns rückwärts über den Haufen, bis wir anfangen zu kratzen. 
Danke Dir, für deinen Besuch, liebe Steffi. 
Ich hoffe, du hast die Rückfahrt mit der wohlduftenden Rosi gut überstanden.
Steffi
Heute geht es vorbei an Halle, so der Plan. Doch wer weiß, wo es mich hinträgt. 
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Danke an Familie Boheme in Könnern, die mich am Ostersonntag auf ihrem Grundstück so herzlich willkommen geheißen hat. Tom dafür, dass er mir sein Quad ausgeborgt und mit mir Gitarre gespielt hat. Marcus dafür, dass er Felix zu den Ziegen ließ und Christopher, dass er mir beim Zelt aufbauen geholfen hat. 
Familie Boehme, Tom und sein Quad
Tommy Cash ;)
Rokko
Danke an Silke, für deine liebe Nachricht und deine ermunternden Worte. 

Danke auch an Gerd, der mir ebenfalls zugesichert hat, er würde uns holen kommen, falls es nötig sei. 
Und danke an meine Eltern, die Selbiges getan haben. 

Danke an Familie Hauf aus Gröna, für das Flicken von Felix Zügeln, das Ersatzhalfter und die Bonuszügel. 
Euer Lama und das verkuschelte Mufflon fetzen!



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