Montag, 28. April 2014

Sir Felix in der Zeitung

Sir Felix in der Zeitung.
Ohne, dass ich davon wusste.
Wir werden berühmt :D
Danke Steffen, dass Du es mir eingescannt und geschickt hast.


Sonntag, 27. April 2014

Gewitter, Kroppental und Acroyoga

Es grollt.
Es donnert.
Es blitzt.

Es regnet. 

Sir Felix und ich flüchten uns unter eine Brücke.
Ein cleverer Plan - dachte ich. 
Leider haben wir eine der wenigen Holzbrücken erwischt, 
die über die Saale führen. 
Wir werden nass. 
Felix beschließt, dass er die Zeit zum Fressen nutzen will. Er geht grasen. 
Das Donnern und die Blitze stören ihn nicht.

Wir laufen an Bad Kösen vorbei Richtung Rudelsburg. 
Im Wald beginnt es erneut zu gewittern. 
Nach ein bisschen Suchen und Herumfragen finden wir einen Stall in Saaleck.
Susi und ihr Mann Rocko heißen uns willkommen und gewähren uns Unterschlupf. 
Obwohl Felix Zugang zur Weide hat, bleibt er in der Box und sieht sich das Gewitter an. 
Ich setze mich zu ihm und betrachte die Blitze. 
Ich bin barfuß. 
Auf dem Haferstroh ist es warm. 

Shake it. Yiiii...aeah.
Was bisher geschah:

Sir Felix und ich standen kurz davor, Halle zu passieren. 
Während meiner Mittags-Pause auf der Sea-Horse Ranch in Lettin sehe ich mir die Route an. 
Es lässt sich auf der Karte kein Weg ohne Straßen finden.
Da Sir Felix noch ohne Eisen unterwegs ist, will ich diese Routen nicht wählen.

Auch Heiko, der Stallbesitzer weiß keinen besseren Weg nach Naumburg, als "die Autobahn". 
Als er dies sagt, fällt ihm ein, dass Nancy heute aus Naumburg ihr Pferd abholen kommt. 
Wir rufen sie an. 
Und tataaa….eine Mitfahrgelegenheit und ein Nachtlager sind uns sicher. 
Nancy kümmert sich darum, dass wir in der Pension Kroppental 
(http://www.pension-naumburg-saale.de/) 
bei Steffi und Marcel schlafen dürfen
 - ein absoluter Jackpot, wie sich in den darauffolgenden Tagen herausstellen sollte. 
Danke Dir, liebe Nancy!!! 

Insgesamt 3 Tage und 4 Nächte haben wir in dem kleinen Paradies verbringen dürfen. 
Nachdem Felix die Schweine klar gemacht hatte, wurde er befördert - drei Esel wurden nun zu seinem Gefolge. 
Dies galt es zu beschützen. 
Pension Kroppental
Verteidigung der Esel (und des eigenen Lebens)
Des Sirs neues Gefolge
Ärgerlicher Weise stand direkt nebenan die Pferdeherde von Steffi und Marcel. 
Ca 30 Pferde, jeden Alters, Farbe und Geschlechts tummelten sich entlang der großen Bergwiese
- Ein Full-Time-Job für Sir Felix. 
Verteidigen und gleichzeitig Bergsteigen…und das für einen Flachlandindianer. 

Am Freitag kam der Hufschmied. 
Sir Felix hat nun edles Schuhwerk mit reindrehbaren Stollen an. 
Aber nur vorne. Ottfried, der Schmied, war ganz begeistert von der Hornqualität seiner Hoheit. 
Dies bestärkte mich darin, wenigstens die Hinterhufe eisenlos zu lassen. 
Trotzdem war der Beschlag ein Abenteuer (nicht wegen des Beschlagnes) und ich danke dem Wanderreitgott, 
dass er mir den entspanntesten Hufschmied der Welt geschickt hat. 
Steffi, Biber + Svea, Ottfried und zwei sture Esel ;)
Was noch geschah:

Ich habe am Samstag Westernunterricht auf dem Appi bekommen. 
Danke Steffi, für´s Ausleihen. Danke Marcel für´s Einweisen. 
"Wouw" fetzt. 

Darauf habe ich mit Steffi, Marcel, Sandy und dem Biber (ich weiß deinen richtigen Namen nicht?!) einen wunder wunderschönen Ausritt gemacht. So viel galoppiert und getrabt bin ich in den ganzen letzten zwei Wochen nicht. 

Steffi + der Appi
Unterwegs sind wir eingekehrt. 
Es gab Pferdesteak. 
Ganz schön makaber. 



Am Nachmittag sind wir geflogen! 
Endlich. Nach fast zwei Wochen ohne Acroyoga. 
Eigentlich wollte ich nur Steffi fliegen lassen. 
Doch kurz darauf wurden aus der einen Decke viere und es tummelten sich acht Leute auf der Wiese. 
Allen voran Emmi-Lu und Moritz.  (Danke an Steffi, für die Fotos, auf denen ich drauf bin :) )
Zwei geborene Acroyogis, die mich den Rest des Abends (und den nächsten Morgen) damit belagerten, weiterzumachen.



Danke Dir, Steffi, für deine Fürsorge, deine offenen Arme und deine Energie. 
Danke Dir, Marcel, für deine Ruhe. 
Ihr seid toll. 






Samstag, 26. April 2014

Löwenzahn und Entschleunigung




- Ein kleiner Exkurs in meine Sinneswahrnehmung:

1,5 Wochen sind wir nun unterwegs. 
Als wir losritten, blühten die Löwenzahnblumen gelb. 
Jetzt sind sie zu anmutig, perfekt geformten, anatomisch beachtlichen Pusteblumen mutiert. 

Meine Frage an alle (Hobby-)Biologen da draußen:

Woher kommen die Samen mit ihren Privatjets?
Werden die gelben Blütenblätter zu den kleinen transparenten Schirmchen?
Oder verstaut die Blume das in ihrer Dolde?
- Ich verzichte absichtlich darauf, es zu Ecosionen (googlen für Ökos ;) )

Mein inneres Kind zieht wieder neugierig und staunend durch die Welt. 
Sich über alles wundernd, was blüht, summt, sirrt und sich verwandelt. 

Verwandeln tut sich auch die Sprache. 
Alle 30-50km klingen die Menschen anders. 
Manchmal sind es nur Phrasen.
Manchmal Redewendungen und Bezeichnungen.

Ein gutes Beispiel dafür ist der Löwenzahn. 
Ab Sachsendorf hieß diese Pflanze plötzlich "Kuhblume". 
Hier in Naumburg (und schon in Mücheln) erhielt das alles bezeichnende Füll-, und 
Personalwort "meiner" 
(gesprochen: mäeinöur) Einzug.

"Joa Meiner…komme mal here." 
"Ja" wird hier zum "nu" oder "na".
"Weißt du" zu "weeßte". 

Entschleunigt durch das eigene Land reisen zu können, ist wunderschön.
Ich bekomme einen ganz neuen Blick auf Deutschland und 
die der deutschen Sprache eigenen Dialekte.

In diesem Sinne: 
"Joa Meine, packt euer Gelumpe und ziehet aus in die Welt." 


Mittwoch, 23. April 2014

Mücheln - Ein Hamburger, eine Templerkapelle und gute Energie

Landschaft zwischen Rothenburg und Wettin
Sackgassen und Gegenwind. 
Kuhweiden, die bis an den Radweg gesteckt sind. 
Kein Grünstreifen zum darauf reiten. 
Verfallene Burgruinen und Gutshöfe. 
Leerstehende Häuser. 
Menschen, denen ich ihre Chancenlosigkeit ansehen kann, 
obwohl sie mich anlächeln. 
Ich fühle mich privilegiert; bin erneut dankbar dafür, 
dass ich aufgewachsen bin, wie ich es bin. 
Es ist schön hier an der Saale im Niemandsland. Wunderschön. 
Und doch hängt etwas von Vergessenheit und verlassen sein über den Dörfern.
Die Jugend studiert außerhalb, die Alten bleiben. 
Die Mittelschicht arbeitet in den Städten. Das kulturelle Unbewusstsein für die Schätze, die vor ihren Augen verfallen, bricht mir das Herz. Am liebsten möchte ich jede dieser Burgruinen kaufen und restaurieren. 
Wenn es doch nur mehr Feen und Dschinis gäbe…
…und plötzlich sehe ich sie:

Templerkapelle in Mücheln
Die Kapelle. 
Rechts über einer Mauer erstrahlt sie in restauriertem Glanz. 
Der dunkle, wolkenverhangene Himmel bildet eine spektakulären Hintergrund. 
Der frisch sanierte Hof versprüht eine gute Energie. Ich laufe an ihr vorbei. 
Es kribbelt. Kurz darauf sehe ich ein Plakat: Kaffee und Kunst am Wegesrand. 

Erinnerungen an das Wendland werden wach, als ich das kleine Häuschen, mit dem schönen Garten sehe. 
Bunte Kissen, Tische und Stühle bedecken den Boden.
Kinder spielen im Sandkasten. 
Ein emsiges Bündel an Menschen wuselt über die Grünfläche. 
Ich bleibe stehen und genieße die Energie. 
Picknick am Wegesrand // Undine und Veit
Kurz darauf lerne ich Undine Hannemann kennen. 
Sie und ihr Mann Veit wohnen in dem Häuschen. 
Sie ist Künstlerin. Er Architekt. 
Während seines Studiums kaufte er die alte Ruine der Dorfkirche und baute sie wieder auf. 
Es standen nur die Grundmauern. 
Jetzt dient das Erdgeschoss als Café und Galerie mit drei Ausstellungen pro Jahr. 
(www.picknick-am-wegesrand.de)

Ich kaufe ein Stück Missisippi-Mud-Pie und frage Undine, nach einem Schlafplatz für Sir Felix. 
Sie bietet mir an, ihn in ihrem 11000 (?) Hektar  großen Grundstück anzupflocken. 
Oder Herrn Lipp von gegenüber zu fragen, 
der hätte zwei Norweger, sei aber grade losgeritten. 
Ich warte und esse. 

Kurz nachdem ich fertig bin wiehert Felix in meine Ohren. 
Am oberen Wegesrand steht eine Norwegerstute mit Feder im Haar. Darauf sitzt Achim Lipp. 
Auf meine Frage nach einem Schlafplatz antwortet er: 
,,Jo. Joa. Dat können wir machen. Platz ist genug nä." - EIN HAMBURGER!!!! 
Ich grinse über alle Herzklappen. 
Achim hat vor 14 Jahren den Verein "Freunde Templerkappele Gut Mücheln" gegründet und kümmert sich um den Wiederaufbau der Templerkapelle, die ich kurz zuvor bewundert habe. 
(http://de.wikipedia.org/wiki/Templerkapelle_(Mücheln))
Achim (aus Hamburch), die Templerkappelle und Sir Felix
Felix bekommt separates Land und Stall. 
Ich die Heukammer und sämtliche Schlüssel für das Anwesen. 
Neben der frühgotischen Kapelle aus dem 13. Jahrhundert gibt es nämlich noch eine Galerie. 
In dieser werden Fundstücke aus der Kapelle, Kunstwerke von Achim und Fahrrad-Kuriositäten von Kurt Beck aus Hamburg ausgestellt. 
Templerkapelle in Mücheln
Galerie ,,Freunde Templerhof Mücheln e.V."
Ich gehe zurück zu Undine und Veit, die mich mit reichlich Kuchen beschenken. 
Alles muss raus. Leider habe ich nur einen Magen. Manchmal beneide ich Kühe. 

Am Tag darauf lege ich einen Pausetag ein. 
Herr Schwarz und sein Hund Anka versuchen Felix Sitz und Platz beizubringen, 
damit ich einfacher aufsteigen kann - leider erfolglos.

Felix braucht Salz und leckt meine Gemüsebrühe aus...ich besorge ihm einen Salzleckstein.


Ich singe mit meiner Ukulele in der Kapelle. Heilsam. 
Meine Stimme, die ich so oft versteckt halte, entfliegt meiner Brust in Richtung der Weinornamente im Deckenschiff. Ewiges Leben, Blut Christi. Ich hoffe er fühlt sich nicht auf den Dornenkranz getreten, dass ich neben Halleluja auch Sanskrit und Om singe. 

Abends besucht uns Steffi und näht mir vier meiner alten Dreads an
 - ganz ohne geht´s irgendwie doch nicht. 
Felix versucht uns unterdessen unauffällig darauf hinzuweisen, dass sein Po juckt. 
Er dreht sich in Position und rennt uns rückwärts über den Haufen, bis wir anfangen zu kratzen. 
Danke Dir, für deinen Besuch, liebe Steffi. 
Ich hoffe, du hast die Rückfahrt mit der wohlduftenden Rosi gut überstanden.
Steffi
Heute geht es vorbei an Halle, so der Plan. Doch wer weiß, wo es mich hinträgt. 
_________________

Danke an Familie Boheme in Könnern, die mich am Ostersonntag auf ihrem Grundstück so herzlich willkommen geheißen hat. Tom dafür, dass er mir sein Quad ausgeborgt und mit mir Gitarre gespielt hat. Marcus dafür, dass er Felix zu den Ziegen ließ und Christopher, dass er mir beim Zelt aufbauen geholfen hat. 
Familie Boehme, Tom und sein Quad
Tommy Cash ;)
Rokko
Danke an Silke, für deine liebe Nachricht und deine ermunternden Worte. 

Danke auch an Gerd, der mir ebenfalls zugesichert hat, er würde uns holen kommen, falls es nötig sei. 
Und danke an meine Eltern, die Selbiges getan haben. 

Danke an Familie Hauf aus Gröna, für das Flicken von Felix Zügeln, das Ersatzhalfter und die Bonuszügel. 
Euer Lama und das verkuschelte Mufflon fetzen!



Sonntag, 20. April 2014

Flache Tiefen und Hohe Höhen

Eine meiner liebsten Freundinnen wünschte mir zu meiner Abreise ,,nur ganz flache Tiefen, denn die gehören dazu" und ,,ganz hohe Höhen, denn es wird toll, so oder so".
- Beides ist in den letzten Tagen eingetreten. 

Nach zwei durchfrorenen Nächten (Dienstag + Mittwoch) muss ich mir zwei Dinge eingestehen, die ich grundlegend unterschätz habe:

1. Die Kälte. 
Seitdem ich meine Winter in Thailand verbringe bin ich ein richtiges Mimöschen geworden, was Temperaturen unter und um Null Grad betreffen.  Die Kälte steckt mir am nächsten Tag in den Knochen. Die vier Stunden fehlender Schlaf ebenfalls. Es ist verblüffend, wie der Körper aus Angst zu erfrieren, den Schlaf unterbricht. 

2. Scheuerstellen für Mensch und Tier.
Ich habe Blasen. Blutige Blasen. An den Fersen. Ja. Bitte etwas Mitleid. Danke. 
Der Witz: Ich merke es nicht. (ich dachte es sei Regen…)
Blase :-(
Ein schlechtes Gewissen und Schmerzen habe ich nur wegen Felix: 
Nach einem tollen Ritt am Mittwoch von Grünewald, über Pretzien, nach Barby, entdecke ich Abends eine Scheuerstelle vom Sattelgurt.
- Sie ist nicht blutig oder eitrig, aber das Fell ist weg und die Haut gereizt. 
Schweiß und Gepäck, welches nicht fest genug gegurtet war = Scheuern.

Die ersten Zweifel regen sich in mir, ob es richtig ist, was ich tue. 
Bin ich zu blauäugig? Ist es naiv einfach so loszureiten? Ohne vorher die Hufe beschlagen zu lassen, das Pferd zu trainieren, die Packtaschen auf Tagestouren auszuprobieren, die Route zu planen oder Übernachtungen zu organisieren?
Ist das so ein Ego-Pauline-Ich-beweise-es-mir-und-allen-anderen-Trip der am Ende zu Felix Kosten geht?

Ich horche in mich rein. Ich sehe Felix an. Wie er dasteht. 
Auf dem Apfelacker in Barby, in der Augustusgabe. Gelassen. Entspannt. 
Mein Zelt steht ebenfalls auf dem Acker. Der Tierpfleger der tierischen Bewohner dieses wunderschönen Örtchens bringt Heu und frisches Wasser. 
Die Hühner laufen frei herum und durch Felix Beine, der grade dabei ist, weg zu dösen. Nein. Ich habe nicht das Gefühl, dass Felix unglücklich ist. 

Schlafplatz 2: Augustusgabe Barby
Am Donnerstag Reite ich entlang der Saale bis nach Groß Rosenburg.
Felix ist mittlerweile Gierseilfähren erprobt! 
- Er kann jetzt mit an Board, Herr Ka Leu, falls Sie dies hier lesen sollten :)
Schon zweimal ist er auf diese Metallflöße gestiegen.
Einmal kostete uns die Fahrt 2€, einmal nichts, 
weil der Kapitän von Felix Gelassenheit so begeistert war. 
Und wir sind eine Erkenntnis reicher:
Gierseilfährenkapitäne sind die entspanntesten Menschen der Welt. 
Die beiden alten Männer hatten die Ausstrahlung von Mönchen, die ihr Leben lang meditiert haben.
Gierseilfähre in Barb // Horse on the water...reaction ferry. 
In Groß Rosenburg treffe ich eine Dame, die Felix einen Eimer Wasser, Karotten und  Äpfel schenkt. Dann spreche ich sie auf die Scheuerstelle an, die wieder gereizt aussieht. Sie kramt in ihrem Haushalt und kommt mit selbstklebender Mullbinde zurück. Wir verarzten Felix, was ziemlich skurril und wenig effektiv aussieht. Die Dame erzählt mir vom Hufschmied "Birr", falls ich eine Unterkunft bräuchte, solle ich den fragen. Etwas abwesend bedanke ich mich und ziehe weiter, denn ich habe mein Tagesziel noch lange nicht erreicht. 
Doch brauche ich erst eine Mittagspause. Ich setzt mich in die Felder.
Felix wird verarztet // First aid
 --Und plötzlich überkommt es mich. Die Müdigkeit und die Kälte der letzten Tage. Ich habe keine Kraft mehr. Ich denke immer, dass ich stark und belastbar bin und kann mir Schwäche nur sehr schwer eingestehen. Ich höre in mich hinein…nichts. Ich fühle nichts. Ich weiß nichts. Gehirn? Nichts. Herz? Nichts. 
irgendwann meldet sich mein Verantwortungsgefühl für Felix. 
Ich muss Schluss machen für heute. 
Er braucht eine Pause für die Scheuerstelle und ich Schlaf. 
Ich laufe zurück ins Dorf und stehe sofort vor dem Haus von Familie Birr, ohne es zu suchen. 

Birrs reißen sich beide Beine für uns aus. Zu ihren Pferden können wir leider nicht, weil es noch keine Koppel gibt…aber sie hatten einen Reitverein in Klein Rosenburg, der vom Hochwasser zerstört wurde. Da könnten sie mir eine Weide aufbauen und Wasser hinfahren. Frau Birr führt mich - obwohl ihre Tochter Geburtstag und sie noch nichts vorbereitet hat - durch den Wald zu ihrem Vereinsgrundstück. Als wir uns dort mit ihrem Mann treffen, haben die beiden eine neue Idee: Evelin.

Evelin und ihr Mann haben eine kleine Passion, einen Kanuverleih und Tiere. 
Im Baumgarten heißt ihr kleines idyllisches Odem in Klein Rosenburg in dem Felix und ich unterkommen. Die beiden Haflinger drehen völlig durch, als sie seine Hoheit sehen. Der interessiert sich nicht einmal für die beiden und will nur fressen. 
Fressen!
Attila
Minna 
Evelin, ihre Glucke mit Nachwuchs und Attila
Evelin ist Naturland Bäuerin und hat durch das Hochwasser viel Schaden erlitten.  Sie ist so herzlich und ihr Mann so hilfsbereit, dass ich gerührt bin. Ich danke euch beiden! 

Meinen braunen Stoffmantel habe ich in Barby gelassen. Zunächst eine Kurzschlussentscheidung, weil der Reißverschluss kaputt war…aber wenn etwas geht, ist Platz für Neues.
Evelin schenkt mir eine viel wärmere Filzjacke. 

Nach einer Nacht mit 5 (!) geliehenen Decken schlafe ich 11 Stunden durch und erwache mit Regengeräuschen auf dem Zelt. 

Trotzdem packe ich zusammen. Ich will weiter. Aber nur gehen. Und nicht weit. Aber weiter. 

Auf dem Weg nach Sachsendorf treffe ich noch einmal Familie Birr, die mir eine alte Raspel sowie Wund-, und Heilsalbe schenkt. Ich überreiche ihnen einen Smarties-Osterhasen vom NP. 

Felix und ich geraten in einen Hagelschauer. 
Der Sir will seinen königlichen Hintern immer in den Wind drehen, was kontraproduktiv ist, um voran zu kommen. Wir finden ein Carport und stellen uns unter. Dann geht es weiter, doch der Regen gibt nicht auf. 5 Km bis Sachsendorf, 10 bis Bobbe, wohin ich eigentlich will. 
Hagelschauer
Plötzlich hält ein Pick Up neben mir. Ralf. 
Ralf ruft mir, die ich im Regen stehe, zu, dass er in Sachsendorf wohne und eine Stute hätte, die sich über Gesellschaft freute. Er sei mal nach Nürnberg geritten und wisse, wie es ist, unterwegs zu sein. 
Mein Dickschädel erlaubt es mir zunächst nicht, das Angebot anzunehmen. Dennoch lasse ich mir generös seine Nummer geben. 

Kurz vor Sachsendorf beginnt es wieder zu hageln. 
Ich gebe auf, hole mein Handy aus der Tasche und suche nach Ralfs Nummer. 
In dem Moment sehe ich einen Mann mit Cowboyhut auf einem Fahrrad auf mich zufahren. Ja, ok. Ich komme mit.

Ralf hat einen Hof, Hühner, zwei Pferde, Katzen und wahrscheinlich noch so einiges, was ich nicht zu Gesicht bekommen habe. Erst als Pause gedacht, wird schnell klar: Heute geht´s nicht mehr weiter. 

Wir hängen das nasse Zelt in Ralfs Diele auf. 
Felix bekommt Blauspray für die Wunde, Kraftfutter und Eskapaden von Stuten-Diva Sina zu spüren. 
Zelt trocknen. Felix Bett.
Meine Klamotten hängen vor dem Ofen und den unzählbaren Heißlüftern. 
Der Regenmantel ist nicht überall dicht. 

Die Sonne kommt noch einmal kurz hervor. 
Ich gehe raus und sehe eine Weinbergschnecke. 
Und Tropfen auf den Grashalmen. 
Und diesen abgefahrenen Himmel, der sich nicht entscheiden kann, ob er blau, grau oder lila sein will. 
Ich sehe noch einmal die Schnecke an und beschließe, mich nicht darüber zu ärgern, dass ich so langsam bin. Es geht nicht darum, so schnell wie möglich irgendwohin zu kommen.
Es geht darum überhaupt losgegangen zu sein und die Sonne zu genießen.
Ich lächle der Schnecke zu und danke ihr. 
In diesem Moment ergreift eine tiefe Ruhe mein Gemüt. 
Weinbergschnecke. Wildblumensalat. // Snail, which told me to slow down; Edible wild herbs for dinner


Ich sammle Brennnesseln, Taubnesselblüten, Hirten Tätschle Kraut, Vogelmiere und Löwenzahnblüten und mache einen Salat.
(Jakob: Ich brauche neue essbare Pflanzen in meinem Repertoire…!!!)
Dafür bekomme ich Pizza und das Gästezimmer. Ein Bett. Der Hammer.
Und eine heiße Badewanne. Whohoo.
Ralf bekommt eine Thaimassage, ohne zu wissen, dass es eine Thaimassage war. (Jetzt weißt du´s :) )

Am nächsten Morgen schenkt er mir nicht nur das Blauspray sondern auch eine echte Wachsjacke.
(So eine habe ich mir schon richtig lange gewünscht!!!)
Felix bekommt eine "Winnie the Phoo" Decke, damit das Gepäck nicht scheuern kann. 
Danke Ralf. Du bist der Hammer - und ich bin wirklich nicht weggelaufen oder werde gefahndet. Ganz ehrlich. 

Der Hofstaat zieht ausgeruht und von oben bis unten versorgt gen Saale. 
Die Sonne scheint. Es gibt wunderschöne Wege entlang des glitzernden Flusses.
Der Sir in Bernburg
In Bernburg essen wir ein Eis. In Gröna finden wir ohne Probleme eine Ponyherde, inklusive Miniausgabe von seiner Hoheit, zu der wir uns gesellen dürfen. 
Ich zelte und genieße die menschliche Einsamkeit. 
Schlafpatz 5 // Sleeping place 5
Mini-Felix



Frohe Ostern.

Oh…P.S.(!): 
was mir grade noch einfällt…:
Nicht nur Mädchen gehen zu zweit auf Klo. 
Wenn ich mich hinhocke um zu pinkeln, stellt sich Felix daneben. 
Ein bisschen skurril. Aber witzig. 

P.S 2:
ich habe heute zum ersten Mal im (deutschen!) Jahre 2014 meine Brüste ausgepackt (alle wieder wach? ;) ). Also nicht so richtig. Aber ich habe das T-Shirt während der Mittagwärme ausgezogen und mich in der Sonne geaalt.
Endorphin Produktion über die Haut funktioniert einwandfrei. 






Mittwoch, 16. April 2014

Elbaufwärts.

Elbaufwärts. Dann gen Süden.
Das ist der Plan.

Beim Bepacken spürt Sir Felix meine Aufregung und zappelt rum.
Kaum sitze ich im Sattel und reite aus dem Tor, wird er beängstigend ruhig.
Ich ebenfalls. Es geht los. Wir sind unterwegs.

Meine beiden Fahrradtaschen passen perfekt in die Steigbügelaufhängungen und
einen der Ringe meines Barefootsattels = Regendichte Satteltaschen und Sofa-Feeling.
Wie ich jemals wieder aus diesem Packsystem absteigen können soll, ist mir noch unklar.

Sir Felix ist zu Abreise bereit / Sir Felix ready for heading off
Der Wind peitscht über die Felder, die Wolken ziehen über uns hinweg.
Im Elbeumflutkanal summt und sirrt es. Ein Meer aus gelben Löwenzahnblüten säumt die in weißer Blüte stehenden Apfelbäume. Kitschig. Und voll schön.
Gelbe Rapsfelder heben sich vom wolkenverhangenen Himmel ab, ein letztes Mal zeigt sich uns der Magdeburger Dom.

Wir sind in Perchau. Ich steige ab und führe Sir Felix durch den Wald nach Randau. Wir könnten alle drei eine Pause gebrauchen. Er, ich und mein Gesäß.
Kurz darauf lädt uns Juliane zu sich und ihren Pferden in den Offenstall ein.
Heu, Wasser und Pause für seine Hoheit, Karotten, Mandelpüree und Trockenfrüchte für mich, eine Pause für meinen Hintern. Dieses Weichei.
Juliane, ich wünsche Dir alles Liebe und unendlich viel Spaß auf dem Wanderritt mit deinem Freund!

Erster Boxenstopp // First break
Wir ziehen weiter. Schönebeck ist das Ziel. Auf dem Weg dorthin rast eine dunkelgraue Wolke auf uns zu. Ich schiebe Felix rückwärts in eine kleine Holzhütte und wir warten den Schauer ab.
In Schönebeck treffen wir eine Frau, die ihren Kleingarten pflegt. Sie trägt Reiterhosen. Ich frage sie, ob sie ein Bett für Sir Felix und mich wüsste. Sie überlegt, legt ihre Arbeit nieder und führt uns zu Andreas und Stefanie. 

Andreas ist Förster und hält zwei eigene Pferde auf der Weide hinter dem Haus. 
Als er uns sieht, zögert er keine Sekunde lang. Er hält uns das Tor auf und Felix darf mit zu den anderen Pferden auf die Weide. Mein Zelt stelle ich ebenfalls dort auf.
Emma, der Bordercolli und Stöckchen-Holerin vom Dienst, beschäftigt mich.
Abends machen wir ein Lagerfeuer. 
Stefanies selbst gebackener Apfelkuchen schmeckt köstlich. 
Vielen Dank Andreas, Stefanie, Tex und Emma für diesen wunderbaren ersten Abend.
Der wird in der Tat schwer zu toppen sein. 
Emma
In diesen Momenten weiß ich wieder, was mich ständig in Bewegung hält. 
Es sind die Menschen, denen ich begegne, während ich unterwegs bin. 
Ihre Energie überträgt sich auf meine Reise. 
Sie werden Teil der Unternehmung - ohne das Haus zu verlassen.

Die Vollmondnacht ist kalt. Ich friere und stehe auf, um Fotos von Felix im Mondlicht zu machen. 
Am nächsten Morgen krieche ich aus meinem Zelt und sehe Felix am unteren Ende der Weide stehen. Ich rufe ihn - er galoppiert auf mich zu. Mein Herz macht einen Sprung. 
Und es hat grade erst begonnen. 

Sir Felix im Vollmondlicht // Full moon shining on Sir Felix


Auf nach Salzburg.

Warum?
Weil mein Neffe am 04.05.2014 in Salzburg getauft wird
und das Zugticket zu teuer wäre.
- Nein nicht ganz.
Der erste Teil stimmt. Den zweiten habe ich nicht recherchiert.

Vor über 12 Jahren adelte mich Sir Felix mit einem Liebesbekenntnis:
Er warf mich ab.
In einem hohen Bogen flog ich damals in der Reithalle über seinen Hals.
Dass er vor mir stehen blieb und mich verdutzt ansah,
anstatt mich unter seinen Hufen zu begraben, deutete ich als eine Liebeserklärung.
Ich kaufte ihn. Er hatte keine Wahl.

Nach über zwölf Jahren bereue ich keinen einzigen Tag, den wir gemeinsam verbracht haben.
Sir Felix bedeutet für mich zu Hause. Wäre er nicht, wäre ich wohl Heimatlos.

Hauptsache unterwegs sein - Ein Mantra; eine Lebensentscheidung; eine Angst?
Angst davor, stehen zu bleiben, im Trott zu ersticken, im Hamsterrad herumgewirbelt zu werden, durchschnittlich verstimmt und emotional verkorkst zu sein wie der Rest?
Die Angst davor im Alter auf der Bank zu sitzen und jeden Satz mit "hätte" anstatt mit "Weißt du noch...damals..." zu beginnen.

Mein Neffe wird getauft. Mein nächster Termin in Magdeburg ist am 07.06.2014 (Entschuldige Diggen...es ist nicht dein Geburtstag).

Ich habe Zeit.
Ich habe Felix.
Und wie so oft geht es neben dem Ziel selbst vor allem um den Weg.
Diesmal um den Gemeinsamen.

Ich danke meinen Eltern an dieser Stelle, für das übergesunde Pflänzchen Erdung und Zuversicht, das sie in mir gepflanzt haben. Ohne euch beiden hätte die Liebesgeschichte von Sir Felix und mir nie beginnen können.

Ich danke Lars.
Dafür dass er mich in meinen irren Ideen unterstützt und gleichzeitig zur Besinnung ruft.
Dafür dass er mich immer wieder gehen lässt, mich sogar schubst, wenn ich zweifle und in den Arm nimmt, wenn ich zurück komme. Es ist wunderschön, mit einem Menschen wie Dir in meinem Herzen durch das Leben reisen zu dürfen.
Der schwarze Colt steht irgendwo auf dieser Welt für die nächste gemeinsame Tour auf einer Weide.

Ich danke meiner Schwester Julia (und Johannes) für diesen wunderschönen Anlass nach Salzburg zu kommen.

Ich danke Jakob, der mir essbare Pflanzen gezeigt hat.

Ich danke meinem Reitstall Pferde-, und Erlebniswelt Gerwisch und meiner wahnsinnig tollen Felix-Ersatzmutti Steffi dafür, dass ihr euch so gut um Felix kümmert, wenn ich ohne ihn auf Reisen bin. Und dir, Cathrin, danke ich dafür, dass du dich aufgedrängt hast, mich im Notfall abzuholen.

Ich danke dem Pferdegott.
Dafür, dass er mein Ebenbild in Pferdeform geformt hat:
Kurzbeinig. Dickschädlig. Liebenswert.

Ich danke mir selbst dafür, dass ich bin, wer ich bin.
Und dafür, dass ich tue, was ich tue.

<3
Amen. ;)