Montag, 7. Juli 2014

Wo sind denn nun die "Bayern"?


Bayern. 
Weißwurstland und blau-weiße Salzbrezelstädte.
Lederhosen und Dirndl, Bier und Schweinshaxe...
...ja, meine Vorurteile waren zahlreich 
- und die meisten bestätigten sich innerhalb der ersten 5 Tage. 
 Außer dem einen:

Bisher will keiner der Bayern "Bayer" sein. 
"Ich bin doch kein Bayer, ich bin Oberfranke."
"Ich bin doch kein Bayer, ich bin Oberpfälzer."

Hä?
Wie jetzt? Ist Lederbuxe nicht gleich Lederbux?
Und ich dachte immer, dass Bayern das Bundesland mit dem größten Nationalstolz sei...
...und doch scheint es wieder einmal so zu sein wie immer:
Keiner will zum großen Ganzen gehören. 
Jeder möchte sein eigenes Süppchen kochen. 
Auf das es von niemand anderem versalzen werden kann.

In der letzten Woche sind Sir Felix und ich von Stemmasgrün bis Weiden gekommen. 
Wir hatten Besuch von Lars, der auf seinem Drahtesel mit einem deutlich höheren Tagesstreckenumsatz auf dem Weg nach Frankreich war.


Gemeinsam haben wir das größte Felsenlabyrinth Europas auf der Louisenburg bei Wunsiedel erkundet. Wunderschön verwunschen war es dort.


Abends ritten wir, nachdem uns Lars (stolz wie Bolle <--alle beide) ein Strohbett hergerichtet hatte, zum benachbarten Weiher. 
Wer weiß, vielleicht gibt es ja irgendwann eine gemeinsame Sir Felix und Knappe Tour? 

Strohbett

Danke an Heiko, Anna, Gerhard und Co für den schönen Aufenthalt, 
das Lupinien-Kitsch-Pferde-shooting und die Alarmierung der Frankenpost. 

Heiko, Anna und Gerhard


Ebenfalls erwähnenswert:

Ich bin stolze Patin und Namensgeberin einer Fleckviehkuh Namens Sophia.
Sophia wurde an dem Abend geboren, an dem ich bei Familie Grillmeier in Pechbrunn eintrudelte.


Sophia und ich
Geschafft und Kraftlos war ich. 
Meine Lymphknoten waren dick, meine Augen tränten und meine Stirn war heiß. 
Ich bekam in mütterlicher Manier ein Gästezimmer mit Bett zugewiesen.
"Und wenn du morgen bleiben möchtest, dann schlaf einfach weiter!" 
Gesagt getan. Nach dem Frühstück am nächsten Morgen schlief ich insgesamt 18 Stunden. 

Nachholbedarf. "Eine Skorpionfrau überfordert häufig ihren Körper..." habe ich irgendwo mal gelesen. 
Ja. Da ist was dran. Und das, seitdem ich denken kann. 
Manchmal wird Frau eben nur älter und nicht schlauer.

Sophia ist ein Frühchen. 
5 Wochen vor ihrem Geburtstermin krabbelte sie aus ihrer Mutter. 
Und überlebte. 
Wenn ich in 3 Jahren meinen eigenen Hof habe, hole ich sie ab!
Es war hochspannend zu sehen, wie es in einem Kleinfamilien-Milchviehbetrieb zugeht.
Gut zu wissen war es, dass die Kühe zwar Nummern, aber auch Namen haben. 
Und, dass wenn sie zum Schlachthof gehen zumindest die Familienmutter weint.

Das Warten hat sich gelohnt...Milch für die Katze.

Danke an Familie Grillmeier...
…für Speis und Trank, 
die Bemutterung und die Unterstützung der Umpackmaßnahmen!

Nun liegen meine Satteltaschen nämlich nicht mehr vor meinen Oberschenkeln, sondern dahinter. 
Und das fühlt sich großartig an.  
Bayerns (Oberfrankens, die Oberpfälzer...) Landschaft und Natur ist wunderschön. 
Entlang des Waldnaabtals reitet es sich fantastisch.

Nein...über diese Brück sind wir nicht gegangen...
Vor Seidlersreuth gibt es eine Seenplatte, die an Mecklenburg Vorpommern erinnert.


Die Kornfelder sind kurz vor der Ernte...und laden Sir Felix immer wieder auf einen kleinen Snack ein. 

In Windischeschenbach 
(wer auch immer diesen Namen erfunden hat, 
soll einen Floh im Jacket haben; so was macht man doch nicht...!) 
treffen wir Bernhard und Flurin. 
Bernhard züchtet Rottaler die vom Aussterben bedroht sind.

Bernhard und seine zwei Rottaler
Flurin ist ein Schweizer Hufschmied, der hier hängen gebelieben ist. 
Er nimmt mich mit zum Zoigl Biertrinken. 
Wer mich kennt, weiß, dass ich nichts trinke und wahrscheinlich auch nicht viel vertrage…
aber beim Zoigl muss man wohl gewesen sein. 
In Windischeschenbach gibt es nämlich noch Braurechte, 
die zu bestimmten Höfen gehören. 

Sprich: 
Es ist egal, wem der Hof gehört…gebraut werden kann immer!
Und jedes Wochenende schenkt ein anderer Hof aus. 
Ich bestelle ein "Tarn-Alster" und nippe mich den Abend hindurch an ihm fest,
während ich von argwöhnischen Frauenaugen gemustert werde. 
Am Ende möchte der Wirt mit auf´s Pferd kommen…oder so ähnlich. 
Ganz verstanden habe ich ihn nicht. 
Lustig war´s trotzdem.
Biervorurteil? Check. 

Weißwurstvorurteil?
Mein erstes Weißwurstfrühstück liegt mittlerweile Dank Familie Schmid hinter mir. 
Im Fokus lagen für mich dabei eher die Salzbrezeln, 
von denen ich über den Tag verteilt 6 Stück gegessen habe.

Zum Glück gibt es aber kurz darauf Kulinarische Abwechslung:
"Da Peppino" in Theisseil bei Weiden. 
Erst frage ich Peppino nur nach einem Eimer Wasser für Sir Felix. 
4 Stunden später sitze ich noch immer mit seiner Freundin 
Kamila bei Pasta und Salat und "rrrrratsche".
("verratscht = verquatscht"!)
Sie bieten mir Beherbergung an und organisieren einen Unterstand im 
Nachbarort Letzau für seine Hoheit. 
Einen eigenen Holzhofen unter dem Schlafzimmer zu haben, 
aus dem ofenfrische Wunschpizzen kommen, ist schon fantastisch. 
Danke für eure Gastfreundschaft!

Kamila und Holzofenpizza!

Da dieser Blogeintrag kein bisschen chronologisch ist…
…füge ich noch eine schöne Begegnung ein:

Friedl. 
Friedl hat mich auf einen Tee eingeladen, nachdem ich grade von 
Familie Schmid losgeritten war. 
Ca 50 Meter. Ich glaube das war die bisher kürzeste Etappe bis zu einer Pause.
Ich weiß nicht, wer von euch werten Lesern das Buch "Born to Run" gelesen hat…
…aber für die Wissenden unter euch:
Friedl hat mich sofort an die Protagonisten des Buches erinnert. 
So entspannt und in sich ruhend, so zufrieden, stelle ich mir die Indianer vor, 
die in ihren Ledersandalen 60 Kilometer am Stück rennen, 
ohne zu fragen: Warum?!
Danke Dir, lieber Friedl für den Tee, das Gespräch und die Ruhe.

Friedl
…Mittlerweile bin ich schon viel weiter. 
Immer noch nicht in Bayern.
Aber so manche schöne oberpfälzische-Begegnung reicher. 
Doch das soll ein neuer Eintrag erzählen... :)

Seine Hoheit. 

4 Kommentare: