Montag, 21. Juli 2014

Endspurt

Morgenstund hat Fliegennetz im Mund.
Noch 55 Kilometer liegen vor uns.
Ca 700 Kilometer hinter uns.
Und plötzlich ist das Ziel doch irgendwie ein Ziel.

Ich will ankommen.
Auch wenn es den Weg über nicht im Vordergrund stand,
fühle ich nun so etwas wie Aufregung.
Aber was soll denn schon großartig passieren?
Fanfaren und Konfetti?
Felix verwandelt sich vor meinen Augen in einen Prinzen,
wir heiraten und brennen durch zum Mond?

Es ist Unsinn.
Und doch fühle ich mich wie auf einer Zeitautobahn,
die mich in ihrem Sog nach Salzburg zieht.
Die Etappen werden länger;
ich motivierter.

Leider ist Seine Hoheit kein Frühaufsteher und
zeigt mir einen Vogel,
als ich um halb sechs auf der Weide stehe.
Noch zwei Stunden später ist er gnatzig.
Ständig bleibt er stehen, läuft los und boxt mich,
um mir seinen Unmut mitzuteilen.
Dickschädel gegen Dickschädel.
...bis einer weint.

Mitten in einem wunderschönen Wald bleibt er stehen.
Es geht ein kleines Lüftchen. Es gibt keine Bremsen
und der Boden ist moosüberwuchert.

"Du kannst jetzt machen, was du willst.
Ich gehe keinen Schritt weiter!"
Verweigerung. Meuterei.
- Und das auf den letzten Kilometern.
Ich setzte mich neben ihn ins Moos und überlege.
Habe ich ihn überfordert?
Hat er dicke Beine?
Tun ihm die Sehnen weh?
Hat er schlecht geschlafen?

Er ist mittlerweile in den Stand-By Modus übergewechselt und döst.
Auch ich merke meine Müdigkeit,
resigniere und sattle ihn ab.
Ein Team funktioniert nur solange,
wie man aufeinander Rücksicht nimmt.
Erwin und Pauseplatz
Ich lege mich auf Erwin, (unsere Lüneburger Heidschnucke),
und döse ebenfalls weg.
Richtig verzeihen tut mir Felix den frühen Aufbruch trotzdem nicht.
Erst ganz spät Abends, als ich ihm einen Offenstall gebaut habe,
kommt er an, legt seinen Kopf auf meine Schulter
und guckt mich mit seinen großen Kulleraugen an,
die "Wollen wir wieder Freunde sein?" sagen.
Ich atme erleichtert durch und gebe ihm meinen Apfel,
den ich grade esse und der wohl mit ausschlaggebend
für sein Freundschaftsangebot war.
Was soll´s. Hauptsache wir sind wieder Kumpels.
Dösen im Wald. 
Hinter uns liegen tolle Tage mit tollen Begegnungen.

In Pichsee, bei der einzigen Familie,
deren Adresse ich mir vergessen habe aufzuschreiben!!
Falls ihr das hier lest:
Bitte mailt mir:
mail@paulinewillrodt.de
Falls jemand die Adresse dieser Menschen kennt...bitte Mail an mich :)
In Straubing wurden wir von Axel Lichtseelen besucht,
der extra mit Salat aus Regensburg gekommen ist.
Axel ist Fotograf.
(Ein ganz wundervoller!
Falls jemand in oder um Regensburg Fotos haben möchte:
www.Lichtseelen.com)
Auf der Donaubrücke haben wir uns getroffen
und liebenswerter Weise hat er unsere Überquerung mit meiner Kamera festgehalten.
Die Mittagspause mit Dir war sehr sehr schön!
Pferdepicknick
Der Storch über der Donau
Foto: Lichtseelen.com
Stoppelfeldsaison ist eröffnet.
Foto: Axel Hebenstreit
Sir Felix und ich waren einkaufen.
Im Edeka.
Seine Hoheit wurde fotografiert und gefüttert.
Mit Möhren, altem Brot und Äpfeln.
Mit der Folge, dass ich ihn überreden musste,
den Parkplatz zu verlassen.
Nein...es gibt kein Pferd im Angebot. 
Wir haben interessante Monster-Kohlfelder gefunden und
den wachsenden Felsen von Usterling besucht.
Monsterkohl
Wachsende Felsen von Usterling
Wir haben liebe Menschen getroffen...
...Elke und Markus, in ihrem wunderschönen Offenstall
mit Blick auf den bayrischen Wald.
Obwohl es erst Mittag war,
hatte seine Hoheit entschieden,
dass dies unsere Station werden solle.
Das tut er häufiger.
Er hat einen Wahnsinns Instinkt für nette Menschen und gute Orte.
Dann bleibt er einfach stehen.
Es war wunderschön bei euch.
Ich hoffe auf ein Wiedersehen!

Elke und ich auf ihrem tollen Unterstand mit Blick auf ihre Pferde und den bayrischen Wald. 
Nachtszenen...
In Sommerberg treffen wir auf Sepp und Familie Wagatha.
(Seitdem ich in Niederbayern angekommen bin,
heißen hier alle Sepp oder Hans, wie ich gelernt habe...)
Wir werden herzlichst aufgenommen. Sepp fotografiert mich mehr, als ich ihn.
Dann würde er eine Spritztour mit seinem Caprio mit mir machen...
er sei erst 72 aber fühle sich jung!
Zwei Männer die Kaba zum Frühstück trinken...süß.
Eine Katzenplatz.
Immer diese Paparazzo. :)
In Ehetal lerne ich die Akustik des böhmischen Gewölbe kennen
und lieben. Ukulele spielen fühlt sich hier fantastisch an.

Bei Familie Schießleder bekommen wir eine ganze Etage zum Hausen.
Sie sind eine der wenigen Stallbetreiber, bei denen die Pferde nachts auf die Koppel kommen.
Eine Weisheit, wie ich finde.
Nachts gibt es keine Viecher und es ist angenehm kühl.
Tagsüber wollen die meisten Pferde bei Sonne einen Unterstand oder in die Box.
Ein knall-rotes Plastikpferd...
In Veitlein bekommen wir am nächsten Morgen ein Kutsch-Taxi.
Seine Hoheit darf als Handpferd mitlaufen.
Ohne Gepäck.
Die Landschaft ist offener, weiter und die Menschen unglaublich freundlich.
Auffällig gut gelaunt und fröhlich.

Unterkunft in Veitlein
Kutschtaxi
Wir überqueren den Inn und landen auf der Brandy-Station Ranch. 
Pausetag. Gemeinsam mit Tina mache ich Burghausen unsicher. 
Die längste Burg Europas. 
Burg zu Burghauasen
Noch 55 Kilometer bis nach Salzburg.
Am Wochenende kommt meine Schwester in die Stadt.
Ich freue mich.

Und bin noch immer aufgeregt.


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